Schmerzen und so...

2 Monate Trainingsausfall im Winter, die geforderte Limitbestätigung um 1,4 Sekunden nach nur 3 Monate Training knapp verpasst. Wieder 2 Wochen Verletzungspause im Juli und dadurch Absage der EM- überglücklich über die Nominierung für Rio als Härtefall. In Rio ins Finale gekommen aufgrund eines Juryentscheids wegen eines Sturzes vor mir im Vorlauf und in Summe 16. Platz bei den Olympischen Spielen- Erfüllung eines Lebens und Kindheitstraum.

 

 

 

So in etwa ist meine heurige Saison nüchtern zu betrachten. Nicht so nüchtern betrachtet war es die schwerste Saison meines Lebens mit vielen Höhen und Tiefen. Ich bin (über)motiviert in das Wintertraining gestartet- wollte ich in Rio unbedingt ins Finale und an meine gute Saison von 2015 anschließen. So wollte dann lange nicht einsehen, dass ich eine ernst zu nehmende Fußverletzung hatte- also 4 Wochen Pause- wieder 3 Wochen Training –wieder 4 Wochen Pause. Schmerzen beim Gehen, Schmerzen beim Laufen- Schmerzen bei den reichlichen Physiotherapieterminen. Der Wiedereinstieg ins Training konnte aber nicht so lange aufgeschoben werden da ich ja noch mein Limit für die Olympischen Spiele, welches ich 2015 erbracht habe mit 15:40 bestätigen musste. Eine Zeit die ich mir auch nach 3 Monaten Training durchaus zutraute aber dann um 1,4 Sekunden knapp verpasste. Meine komplette Saisonplanung war für die Hunde, da ich noch einen 5er laufen musste, was aber sehr vermeiden wollte um wichtige Trainings nicht zu verlieren. Schon vor meinem Lauf am 1. Juni hatte ich oft Oberschenkelbeschwerden links, schenkte dem aber nicht viel Beachtung, da ich schon oft links Oberschenkelschmerzen hatte. Wie normalerweise wurden diese aber auch durch Behandlungen nicht besser und ich lief dann noch in Billbao wo ich die Ehre hatte das Hauptfeld bei windigen Bedingungen zu pacen- also komplett sinnlos dieser Trip auch weil der Meetingdirektor und die Veranstaltung als Ganzes nicht sehr sympathisch war. Die Schmerzen waren mitterweile schon so groß, dass ich weder schmerzfrei gehen noch im Bett umdrehen konnte. Meine mentale Verfassung wurde dadurch nicht wirklich besser. In Absprache mit meinem Physio Freddy Siemes und Doc Tom Falle war ein sofortiger Trainingsstop und ein intensiver Behandlungsblock unausweichlich und so gab es statt der EM 2x täglich Physiotherapie und viele Schmerzen. Die Adduktorenzerrung wurde besser und nach 2 Wochen konnte ich wieder ins Training einsteigen- von Schmerzfrei weit entfernt. Einen großen Schub nach vorne gab mir meine Olympianominierung, die mir zeigte dass sich die Schmerzen und die vielen Therapien doch gelohnt hatten.

 

Rio an sich war ein unglaubliches Erlebnis und ich habe mir dadurch definitiv auch einen Kindheitstraum erfüllt. Ich wusste, dass ich in meiner momentanen Form keinen Blumentopf gewinnen würde, wusste aber , dass mein Umfeld und ich alles nur Mögliche dafür getan haben um mich so fit wie möglich an den Start zu bringen.

 

Im Vorlauf musste ich dem Sturz der 2 Mädls aus Amerika und Neuseeland ausweichen und so wurden wir 3 in das Finale mitgenommen. Ich war ehrlich gesagt auf das einfach nicht vorbereitet, da ich wusste dass meine momentane Form für einen Olympia Vorlauf voll okay war aber nicht für ein Olympisches Finale- so ehrlich und realistisch bin ich einfach. Durch intensives Arbeiten mit Mentaltrainern, Christoph und meinen Eltern, stellte ich mich also dann an die Startlinie im Olympischen Finale und holte alles aus mir raus was noch da war. So waren am Ende ein 16. Platz und eine Zeit unter 16 Minuten an der Anzeigetafel zu sehen. Die Zeit entspricht natürlich nicht meinem Anspruch aber in Relation gesehen mit dem Hintergrund des ganzen Jahres kann ich mit einigem Abstand auch sagen wirklich stolz zu sein, dass ich dieses Jahr so durchgezogen habe. Ich habe bestimmt mehr gegeben als in anderen Jahren wo ich fit war um laufen zu können um mein großes Ziel Olympische Spiele zu verwirklichen.

 

Nach den beeindruckenden aber auch unglaublich ermüdenden Erlebnissen in Rio war ich mental und körperlich komplett leer und wollte mich ein paar Tage einfach gar nicht bewegen und so kam der wunderschöne und ereignisreiche Urlaub mit roadtrip in der Dominikanischen Republik mit Christoph sehr gelegen. Im September machte ich einigen schöne Wanderungen- wo ich noch immer starke Schmerzen beim gehen hatte- aber ich wollte wie gewohnt Anfang Oktober wieder ins Training einsteigen. Nach nur wenigen Läufen war schnell klar, dass das so nicht funktionieren wird. Die Schmerzen im Oberschenkel waren nach wie vor mein Ständiger Begleiter und irgendwie war der Sinn für mich gerade nicht da wieso ich nun weiter mit Schmerzen laufen sollte. Das MRT zeigte eine leichte Entzündung am Sitzbein- die enormen Schmerzen erklärte das aber nicht. Nach  langem hin und her war der Grund gefunden- eine Beckenlockerung wie sie bei Fußballern (oder Schwangeren) oft vorkommt ist der Grund- diese hat Auswirkungen auf Rücken, Schambein und Oberschenkel. In meinem Fall beeinträchtigt es auch den Nerv beim Adduktor. Rückblickend eigentlich klar- da ich dumpfe Schmerzen am Schambein oder Rückenschmerzen schon seit letztem Jahr habe- dem Grund für diese aber nicht nachgegangen bin. So ist also ein Beckengurt nun mein ständiger Begleiter und neben Physiotherapie habe ich noch einige stärkende Übungen bekommen.

 

 

 

Die ganzen Schmerzen haben sich für die Olympischen Spiele komplett gelohnt. Mit Schmerzen will und kann ich aber nicht weitertrainieren. Ich kann mich an kein Lauftraining erinnern, welches ich schmerzfrei und mit Spaß absolviert habe.

 

Spaß und Freunde am Laufen ist aber einfach mein Motor für meinen Sport.

 

 

 

Da dieses Problem nun schon lange existiert, dauert es natürlich auch bis es weggeht. Nach anfänglicher Frustration über das neuerliche Verpassen der Cross und Hallensaison, Gedanken über ein Karriereende und vielen Nachmittagen mit auf der Coach liegen und Serien schauen, habe ich die Situation, so wie sie ist nun angenommen und akzeptiert.

 

Mir macht das Laufen ja in Wahrheit immer noch großen Spaß und auch wenn es in den letzten Jahren glücklicher Weise zu meinem Beruf wurde, ist es immer noch meine Leidenschaft und ich habe so viel dadurch erlebt, das ich nicht missen möchte.

 

Also geht’s weiter!!!

 

 

 

Ich sehe nun die Fortschritte der Verletzung und halte mich an denen- ich kann mich schon im Bett umdrehen ohne das Gefühl zu haben, dass mir jemand ein Messer in den Oberschenkel haut und auch gehen funktioniert zum großen Teil schon schmerzlos.

 

Ich hau mich also nun mit Vollgas ins Alternativ und Krafttraining. Crosstrainern und Radln funktioniert super und macht mir auch sehr Spaß- auch an Schwimmen habe ich echt schon Gefallen gefunden aber leider muss ich die Karriere momentan auf Eis legen wegen einer hartnäckigen Gehörgangsentzündung.

 

 

 

Mein Ziel für 2017 wird es sein so bald es geht einen stressfreien, schmerzfreien Aufbau zu starten  wo ich wieder Spaß am Laufen habe. Im September will ich einen schnellen Halbmarathon und eine richtige Crosssaison laufen.

 

Sollte ich das WM Limit auf der Bahn laufen freue ich mich natürlich sehr aber- der Fokus liegt nun auf einer vollständigen Rehabilitation ohne mich selbst zeitlich unter Druck zu setzen- wie in diesem Jahr.

 

Ich weiß aber einfach, dass ich ohne Schmerzen noch richtig schnell laufen kann und deshalb will ich auch noch nicht aufgeben.

 

 

 

Ich möchte mich hier auch nochmal bei allen bedanken, die mich irgendwie auf die Beine gebracht haben- angefangen von meinen Eltern, meiner sister, meinem Freund, Trainer und meinen vielen Physios die es nicht immer leicht mit mir hatten ;)

 

Sowie bei allen Sponsoren und Förderern: dem ÖLV, Team Rio und dem ÖOC, Österreichischen Bundesheer, Omnibiotic Sport, Ströck, Sporthilfe, New Balance, Sportland NÖ, SVS-Leichtathletik  und Chiaming !!

 

 

 

Auf ins neue Jahr- Fit, Verletzungsfrei, Schmerzfrei und mit Spaß und Freude!!

 

 

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    hamza (Samstag, 05 November 2016 18:27)

    ..kopf hoch little rocket